Spiritualität

Ein spirituelles Leben- ein Leben der Selbstreflexion und Integration

Spiritualität ist eine persönliche Sache und hat wenig mit religiösen Vorstellungen zu tun. In unserer modernen Zeit wird viel über spirituelle Themen gesprochen und geschrieben, wobei damit oft phantastische Erlebnisse verbunden werden. Diese „Peak-Experiences“ laut Maslov oder auch Kundalini-Erlebnisse sind aber nur ein kleiner Teil auf dem Weg zu einer gelebten individuellen Spiritualität.

Die eigentliche spirituelle Arbeit besteht aus konsequenter Selbstreflexion und Integration von Persönlichkeitsanteilen, mit denen man sich oft nicht auseinandersetzen will. Wie C.G. Jung es auf den Punkt brachte, „Man wird nicht dadurch erleuchtet, daß man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.“ Diese „Schattenarbeit“ hat wenig mit einer naiven Spiritualität zu tun. Vielmehr ist es die Realisierung der eigenen Wirklichkeit in einer Neurorientierung der persönlichen Rolle im Spiel des Lebens.

Die Aufgabe der Vorstellung der persönlichen Isoliertheit spielt hier wie Einstein es bezeichnete die größte Rolle: „Wir erfahren uns, unsere Gedanken und Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes – eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis…Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Kreis unserer Nächstenliebe so erweitern, dass er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in ihrer Schönheit einschließt.“

In der Erkenntnis der Verbundenheit zu Allem liegt auch die Kraft sich von den permanenten Überlebensabsichten zu lösen und die drei großen Probleme des menschlichen Seins loszulassen: Begierde, Angst und Feindseligkeit. Dieser Zustand wird im Buddhismus als Nirvana (= ausblasen) bezeichnet und bedeutet die absolute Befreiung von den uns niederhaltenden Emotionen.  Durch die Bewusstwerdung dieser „Schattenanteile“ unserer Persönlichkeit gelangen wir auf einen inneren Weg oder auch Heldenreise wie Joseph Campbell es bezeichnete. Diese langsame, schmerzhafte und humorvolle Bewusstwerdung der eigenen persönlichen Wunden, Verzweiflungen und Antriebe, welche oft durch familiäre und kindliche Konstellationen hervorgerufen werden, kann den Prozess der Individuation vorantreiben. Dieser Weg zur Selbstwerdung hat dabei einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen. Unterbewusste Konflikte und Persönlichkeitsanteile werden erkannt und integriert und führen zu einem lebensverändernden Zustand.

Ich bin nicht das, was mir passiert ist. Ich bin das, was ich entscheide zu werden.

– C.G. Jung –