Darmflora

Der menschliche Körper besitzt auf seinen Oberflächen (Haut, Lunge, Magen-Darm-Trakt, Urogenitaltrakt) ein komplexes mikrobielles Ökosystem welches auch als Mikrobiota bezeichnet wird. In der Umgangssprache wird häufig der Ausdruck Darmflora für die Mikrobiota der Darmoberfläche verwendet. Der Begriff Mikrobiom bezieht sich auf die Gesamtheit des Genoms dieses Ökosystems.

Man schätzt das ca. 1014 Mikroorganismen im und auf dem menschlichen Körper leben (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten), welche durch komplexe kooperative evolutionäre Prozesse mit dem Menschen eine archaische Symbiose eingegangen sind. Diese Evolution des Menschen und seiner Mikrobiota geht auf jenen Urzeitpunkt zurück, als sich Einzeller mit dem komplexen Sein des Vielzellertums verbunden haben. Dass diese Verbindung immer mehr in den Mittelpunkt physiologischer Prozesse rückt, ist faszinierend. (Sommer et al. 2013) Der Magen-Darm-Trakt ist mit Abstand der am dichtesten besiedelte Bereich im und auf dem Menschen ist mit bis zu 1000 verschiedenen bakteriellen Spezies und einer maximalen Anzahl von 100 Trillionen Bakterien  im distalen Darm ein Zentrum dieser alten Symbiose.

Die Zusammensetzung und Funktionalität der Mikrobiota hat eine leitende Rolle in der Physiologie, Hirnfunktion und Immunologie des Menschen. Beispielsweise konnten Studien den Zusammenhang zwischen Kalorienreduktion und langer Lebenserwartung auf die damit verbundenen Veränderungen der Mikrobiota herstellen. (Zhang C et al. 2013) Die Funktionalität der Flora wird hierbei mit der Stabilität und Funktionalität der Darmschleimhaut in Verbindung gebracht, und als symbiotisches Element bezeichnet. Je stabiler die Darmschleimhaut, desto weniger Kontakt von  bakteriellen Bestandteilen mit dem Immunsystem. Dies beugt einerseits einer überschiessenden Entzündungsreaktion vor, andererseits einer sogenannten Antigen-Überladung, welche das Immunsystem in verschiedener Richtungen prägen und Erkrankungen auslösen bzw. beeinflussen könnte. (Diehl GE et al. 2013)  Hinweise auf eine Rolle der Mikrobiota wurden bei diversen Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, metabolisches Syndrom, Adipositas), immunologischen Erkrankungen (MS, Rheuma, Asthma, diverse Allergien, Mb Crohn etc.), kardiovaskulären Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall) und neurodegenerativen Erkrankungen (Parkinsons, Alzheimer) gezeigt. (Lynch et al. 2016) Auch die generelle Funktion des Immunsystems und des Zentralnervensytems wird stark durch die Mikrobiota beeinflusst. (Powell et al. 2017)

Die Prägung der humanen Mikrobiota ist noch nicht vollständig verstanden. Einflüsse wie Geburtsmodus (Normalgeburt oder Kaiserschnitt), psychosoziale Faktoren, Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Suchtmittel) und andere Umweltfaktoren spielen aber eine bedeutende Rolle und beeinflussen somit den Aufbau und die Funktionalität dieses „Lebenszentrums“. Weitere Forschung wird die Möglichkeiten zur therapeutischer Beeinflussung zeigen und die Mikrobiota sicher noch stark in den Mittelpunkt rücken.

Das Fasten ist eine der ältesten Gesundheitstraditionen und wird in vielen Kulturen weltweit angewendet. Neuerste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen faszinieriende Einflüsse von Fastenkuren auf Stoffwechselprozesse, Zellwachstum aber auch auf die Mikrobiota. Fastenkuren können hierbei auf verschiedene Arten durchgeführt werden, wobei das intermittierende Fasten (zB für 16 Stunden täglich) in den letzten Jahren in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist. Die teilweise massiven Veränderungen in der Mikrobiota und der Stoffwechselprozesse während des Fastens könnten für verschiedene Stoffwechselerkrankungen (Diabetes), Krebserkrankungen und auch immunologische Erkrkrankungen von Interesse sein. (Longo et al. 2014) Hierbei zeigten zum Beispiel Studien bei MS positive Einflüsse auf das Immunsystem aber auch direkt Verbesserung der Symptome bei Patienten mit MS. Diätformen wie zB die ketogene Diät konnten hierbei auch für längere Zeit diese Effekte aufrechterhalten. (Choi et al. 2016) Die generelle Ernährung dürften hier in der Zukunft eine sehr große Rolle spielen, wobei eine mediterrane Diät mit wenig Kohlenhydraten und viel pflanzlichen Fetten grosse Vorteile bringen könnten. (Abbasi 2018; Estruch et al. 2013) Weitere Studien werden zeigen, welche Erkrankungen und welche Intervention die besten Resultate bringen.

Generell ist die Kombination aus einer Fastenkur und einer darauffolgenden Lebensstilveränderung mit Ernährungsumstellung und Bewegungsoptimierung der Schlüssel zum Erfolg. Gerne berate ich Sie auf ihrem individuellen Weg um mit Ihnen gemeinsam ein Therapiekonzept zu erstellen.

Weiterführende Literatur und Links: